Bad Belzig

Inge Richter aus Bad Belzig steht an der Spitze des Förderkreises Roederhof. Die Interessengemeinschaft unter dem Dach des Vereins Belziger Forum wurde durch den vor zwei Jahren verstorbenen Ehrenbürger Gerhard Dorbritz gegründet. Im Interview spricht Richter über ein neues Buch, das Schicksale von Gefangenen beleuchtet sowie eine geplante Gedenktafel.

 

Inge Richter

Inge Richter aus Bad Belzig leitet den Förderkreis Roeder-hof. Die Interessengemeinschaft unter dem Dach des Vereins Belziger Forum war einst von Gerhard Dorbritz gegründet worden. Er hielt den Kontakt zu Überlebenden, die im KZ-Außenlager Roederhof inhaftiert waren, und zu deren Angehörigen. Der Förderkreis setzt seine Arbeit fort.

Vor kurzer Zeit ist mit Lucienne Metzeler die letzte Überlebende des KZ-Außenlagers Roederhof gestorben. Wird der Förderkreis sie in besonderer Weise ehren?

Inge Richter : Lucienne Metzeler war vermutlich die letzte Überlebende. Wir haben ihr einen Nachruf gewidmet, gemeinsam mit dem Bürgermeister Roland Leisegang. Für unseren gerade erstellten dritten Band „Schicksale“ hat Ramona Stucki, die stellvertretende Vorsitzende des Förderkreises, ein kleines Kapitel über Lucienne Metzeler geschrieben – sie hatte bis zuletzt den Kontakt gehalten und Lucienne Metzeler hat sich immer sehr für unsere Aktivitäten interessiert.

Es wird also einen Fortsetzungsband der Reihe „Schicksale“ geben?

Gerhard Dorbritz hatte bereits zu seinen Lebzeiten Material für einen dritten Band gesammelt. Wir bringen das von ihm begonnene Werk also zu Ende.

Können Sie bereits etwas zum Inhalt sagen?

Das Schicksal der Belgierin Albertine De Bus erforschte Jef De Ridder. Es nimmt breiten Raum ein. Er ließ sein Buch Gerhard Dorbritz zukommen. Marcel Torfs, Sohn der inzwischen verstorbenen Clara Draulans, die das Lager Roederhof überlebte, hat die Schrift für uns übersetzt. Nicole Hooper aus London, die nach der letzten Ruhestätte ihrer im Roederhof verstorbenen Mutter Jeanne Marie Levy suchte, übergab ebenfalls die Ergebnisse ihrer Recherchen zur Veröffentlichung. Ferner wird über die Rosen der Auferstehung „Resurrection“ berichtet. Die Frauen der französischen Vereinigung „Amicale de Ravensbrück“ haben sie an Gemeinden verschenkt, in denen sich Außenlager von Ravensbrück befanden. Mit dem Ziel, ein Netz der Versöhnung zu schaffen.

Wann soll das Buch fertig sein?

Das Manuskript ist Dank vieler fleißiger Helfer auf dem Weg in die Druckerei. Wir sind optimistisch, dass es im Dezember vorgestellt werden kann. Es soll danach gemeinsam mit dem Jahresbrief 2017 an alle Freunde des Förderkreises Roederhof geschickt und an die Schulen übergeben werden.

Wie steht es eigentlich um die Rosen der Auferstehung, die 2015 an den Gedenkstätten im Grünen Grund und auf dem Gertraudenfriedhof gepflanzt wurden?

Sie bereiten uns Kummer. Wir würden uns freuen, wenn sich ein Rosenliebhaber und Fachmann zusätzlich zu den Mitarbeitern des Bauhofes um sie kümmern würde. Annegret Müller aus Bergholz, kundig im Pflanzenschutz, und der Bad Belziger Gärtner Günter Schugart erkannten, dass sie von der Rindenfleckenkrankheit befallen sind. Wir sind ihnen für die Pflegetipps dankbar. Die dank einer Spende erworbenen Lavendelpflanzen konnten mit ihrem Duft die Rehe leider nicht vom Naschen der Rosenknospen abhalten. Zur Zeit warten wir auf eine Rosenlieferung aus Frankreich, damit die abgestorbenen Pflanzen ersetzt werden können.

Können Sie etwas zur Anfertigung der geplanten Gedenktafel am sogenannten „Geweihhaus“ in der Lübnitzer Straße sagen?

Die Jugendlichen vom Projekt „überLAGERt“ erarbeiten gerade einen Entwurf. Viel ist über die Geschichte nicht bekannt. Fest steht, dass sich die Frauen, die das Lager überlebten, an das Geweih am Haus erinnerten. Sie kamen auf dem Weg vom Lager zur Arbeit in die Munitionsfabrik dort vorbei. Die Frauen erzählten, dass es für sie zu einem Symbol der Hoffnung auf Freiheit wurde.

Von Christiane Sommer


 

Fläming Echo. Artikel veröffentlicht: Montag, 16.10.2017 17:23 Uhr, Artikel aktualisiert: Donnerstag, 19.10.2017 00:20 Uhr