Unten zwei Briefe von Schülerinnen und Schülern des Fläming-Gymnasium, die uns in den vergangenen Tagen erreicht haben.

02.05.2022

Unser Brief – Roederhof

Jeder Tag, jedes Datum, hat für viele Leute verschiedene Bedeutungen.
Doch der 03.05.1945 änderte für viele Leute, hier in Belzig, ihr ganzes Leben.
Es war der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Roederhof. Dieser Tag ist nun schon 77 Jahre her, jedoch sollte er auf keinen Fall in Vergessenheit geraten. Der Roederhof diente für ca. zwei Jahre als Unterbringung von rund 750 Frauen verschiedener Nationen. Diese mussten in der Zeit unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten und leben.
Heute wird sich in Bad Belzig mit Hilfe eines jährlichen Gedenktages am 03.05. im Grünen Grund an die Geschehnisse im Roederhof zur Zeit des 2. Weltkrieges erinnert. Für die Organisation dessen ist der Förderkreis Roederhof verantwortlich, der sich stark damit befasst, dass dieser nicht vergessen wird. Was vielen nicht bewusst ist, ist dass die Namensgebung der Bad Belziger Oberschule auf den 2. Weltkrieg zurückgeht. Denn der Pfarrer Erich Tschetschog und der Lehrer Arthur Krause organisierten zusammen mit anderen die kampflose Übergabe Belzigs an die Rote Armee.
Zudem steht hier, im Grünen Grund, ein Denkmal mit Informationstafeln bezüglich des Roederhofs. Auch die vier „Schicksale“-Bücher, Teil eins und zwei geschrieben von Gerhard Dorbritz, ebenfalls Ehrenbürger der Stadt Bad Belzig.

Wir persönlich denken, dass wir uns häufig nicht intensiv genug mit dem Gedenken auseinandersetzen. Uns helfen jedoch Gedenktage wie dieser und das Aufgreifen dessen im Unterricht. Wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, dass solche Themen auf keinen Fall in Vergessenheit geraten. Sie sollten zudem weiterhin in der Schule, durch beispielsweise Exkursionen unterstützt werden, um auch die jüngeren Generationen zum Gedenken zu motivieren. Das Lesen der „Schicksale“-Bücher, hat uns sehr geholfen, dass wir uns die Bedeutung des Roederhofes, auch nur annähernd, vorstellen konnten. Wir beide wollen uns zukünftig mehr Zeit nehmen, um an das Vergangene zu gedenken.
Wir denken, dass Bad Belzig, was das Gedenken an den Roederhof angeht, bereits sehr viel tut. Erweitern könnte man dies, unserer Meinung nach, mit Führungen, auch außerhalb des Gedenktages, bspw. Am 27.01., wo an den Holocaust erinnert wird, oder für Schulen im Umkreis. Zudem könnten Vertreter des Fördervereins in die Schulen von Bad Belzig und dessen Umgebung kommen, um dort vereinzelt aufzuklären.

Zusammenfassend können wir sagen, dass, obwohl wir aus der Nähe Bad Belzigs kommen, wir relativ wenig über den Roederhof als Konzentrations- und Zwangsarbeitslager wussten und wir jedem ans Herz legen würden, sich mit ihm und den Büchern auseinaderzusetzen.

Maya Grambow und Wolf-Marten Dumke aus dem Geschichtsgrundkurs 11ge4

Der Brief im Original:


Brief zum 77. Gedenktag

Jedes Jahr am 3. Mai versammeln sich Geschichtsinteressierte, sowie Angehörige ehemaliger Häftlinge zur Gedenkfeier an die Befreiung des KZ- und Zwangsarbeiterlagers Roederhof im Gedenken an die Menschen, die in dieser Zeit ihr Leben lassen mussten. Bei der diesjährigen Gedenkfeier wurde uns mitgeteilt, dass Jutta Kraft, die Tochter des Ehrenbürgers Arthur Krause, im Dezember vergangenen Jahres verstorben ist. Damit ist eine der letzten engagierten Angehörigen, die mit der Geschichte des Roederhofes in Beziehung stehen verstorben. Darum ist es so wichtig, dass weiterhin Leute an den jährlichen Gedenkfeiern teilnehmen, um das Gedenken an die schlimmen Ereignisse aufrecht zu erhalten, siehe die Toten mahnen!
In Folge dessen traten kleine Teilnehmergruppen zum Gedenkstein vor und legten einen Blumenkranz nieder. Die Atmosphäre zu diesem Zeitpunkt lässt sich als sehr ruhig und friedlich beschreiben.
Jedes Jahr am 3. Mai wird an die Häftlinge und ihre tragischen Schicksale gedacht, von denen nur wenige Überlebende durch die kampflose Übergabe der Stadt Belzig an die Rote Armee befreit wurden. Zur Organisation dieser Übergabe trugen der Pfarrer Erich Tschetschog und Arthur Krause bei, welche später zu Ehrenbürgern der Stadt Belzig ernannt wurden.
Bevor es zur Übergabe kam, mussten circa 600 noch gehfähige Häftlinge nach dem Einzug sowjetischer Truppen den Todesmarsch antreten, bei dem ebenfalls viele ihr Leben lassen mussten. Wegen der langen Gehzeit fielen einige Häftlinge aus Erschöpfung zu Boden, wo sie direkt von den Aufsehern erschossen und in den Straßengraben gelegt wurden.
Im Zwangsarbeiterlager, sowie im KZ mussten die „Arbeiter“ schon im Vorfeld neben schweren Misshandlungen auch unmenschliche Arbeitsbedingungen und eine unzureichende Ernährung ertragen. Die Opfer mussten täglich Schläge und verbale Verletzungen über sich ergehen lassen. Bei Widerspruch drohte der Tod. Die Schulleiterin der Geschwister Scholl Grundschule las 2022 zum 77. Gedenktag das Schicksal des Häftlings Vera Koldova vor. Um nochmals an den Frieden zu appellieren, gab es Gesangseinlagen von Schülern der Grundschule, welche auch Bezug auf aktuelle Unruhen in der Welt nahmen.

Wir persönlich finden es gut, dass diese Gedenkfeier immer noch jedes Jahr stattfindet und bestehen darauf, dass diese Tradition weiterhin fortgeführt wird. Mit der Zeit geraten immer mehr solcher Ereignisse in Vergessenheit und es ist sehr schwer diese der Jugend zu übermitteln, da das allgemeine Interesse leider sehr gering ist. So wäre es schön, wenn auch in Zukunft weiterhin daran gedacht wird, damit sich solche Vorfälle wie in der damaligen Zeit nicht wiederholen, denn sie können unabhängig vom Ort überall passieren.

Für die Zukunft wünschen wir uns, dass es weiterhin Organisationen und engagierte Leute gibt, die sich für den Erhalt des Gedenkens einsetzen. Außerdem sollte der Platz an dem dies vorgefallen ist in Ehren gehalten und weiterhin gepflegt werden, um das ehemalige Leben der Verstorbenen, aber auch das der überlebenden Zeitzeugen zu würdigen.

Emely Gebauer und Frieda Emilie Beelitz aus dem Geschichtsleistungskurs 11GE1.

Der Brief im Original: